Raiffeisenbank Ried eG

Strategische Entscheidungen als Basis für gesundes Wachstum

„Wir können Ihnen heute Wachstum im Kundengeschäft und eine gute Ertragslage präsentieren. Insgesamt sind wir mit dem Geschäftsverlauf 2022 zufrieden“, begrüßte Vorstandssprecher Claus Diehlmann am 27. Februar 2023 zum Bilanzpressegespräch. „Die Raiffeisenbank Ried eG hat die strategischen Voraussetzungen geschaffen, um auch künftig mit hoher Stabilität im Markt agieren zu können“, blickte der Banksprecher bereits voraus. Mit der Entscheidung für die Fusion mit der Volksbank Überwald-Gorxheimertal eG hätten beide Banken eine entscheidende Weiche für die Zukunft gestellt.

In einer von hoher Unsicherheit geprägten Gesamtlage konnte die Raiffeisenbank auch 2022 als stabiles Bankinstitut im Südhessischen Ried bestehen. „Unsere Mitglieder und Kunden wissen: Auf die Raiffeisenbank kann man sich verlassen und auch in schwierigem Gewässer hält die Bank Kurs. Auch im abgelaufenen Jahr waren wir unseren Mitgliedern und Kunden ein verlässlicher Partner angesichts der enormen Herausforderungen, die der Ukraine-Krieg, die hohe Inflation, steigende Energiepreise oder Lieferengpässe mit sich brachten“, so Diehlmann.

Bilanzsumme:

Die Bilanzsumme erhöhte sich um 4,06% auf 469,6 Mio. Euro. Damit konnte das Geldinstitut seine sehr gute Marktposition im Ried erneut festigen. Addiert man die Bestände der Verbundpartner aus vermittelten Darlehen, Wertpapieren, Investmentfonds, Versicherungen und Bausparen hinzu, beträgt das betreute Kundenvolumen 936,9 Mio. Euro.

Kundenkredite:

Das Kreditvolumen wuchs um erfreuliche 5,60% auf 283,2 Mio. Euro an. Erneut erwies sich die Nachfrage nach privaten und gewerblichen Immobilienfinanzierungen dabei als stärkster Treiber. Neue Darlehen wurden in Höhe von 53,7 Mio. Euro bewilligt. „Im Jahresverlauf haben sich die Marktbedingungen verschärft und auch einige energetische Förderprogramme sind ausgelaufen. Auch sorgt die Situation im Bau- und Handwerksgewerbe insbesondere bei privaten Bauvorhaben für Zurückhaltung. Trotzdem sind wir mit den Neubewilligungen zufrieden“, bewertete das zuständige Vorstandsmitglied Frank Ohl die Situation.

Kundeneinlagen:

Der Bestand an Kundeneinlagen lag am Jahresende bei 374,3 Mio. Euro und damit um 6,57% über dem Vorjahreswert von 351,2 Mio. Euro. „Was Kollege Ohl gerade als Verschärfung der Marktbedingungen beschrieben hat, war im Einlagengeschäft natürlich ein Aufatmen der Sparerinnen und Sparer“, stellte Diehlmann gegenüber. Auf die im Sommer von der EZB eingeleitete Wende der Zinspolitik habe die Bank umgehend reagiert. Verwahrentgelte, die ohnehin nur bei hohen Einlagenvolumen berechnet wurden, werden seitdem nicht mehr berechnet. Infolge der am Markt wieder ins Plus drehenden Zinssätze weitete die Bank ihr Angebot an klassischen Bankanlagen aus und erreichte auch mit neuen Anlagemöglichkeiten ihre Kunden. Mit dem Zuwachs von 6,57% zeigt man sich sehr zufrieden und gut aufgestellt.

Innerhalb der Kundeneinlagen beobachtete die Bank erste Bewegungen in Richtung Termineinlagen. „Die Sparer sind noch tendenziell abwartend und legen sich nicht auf langfristige Anlagehorizonte fest. Aber immerhin bewegen sich die Bestände aus dem Bereich der täglich fälligen Gelder ohne Ertrag in Richtung Termineinlagen“, ging Diehlmann näher auf die Einlagenstruktur ein.

Vermittlungsgeschäft:

2022 war ein schwieriges Anlagejahr. Dennoch bleibt das Wertpapiergeschäft eine wichtige Säule bei der Vermögensanlage im Kundengeschäft. Der Krieg in der Ukraine, aber natürlich auch die Rückkehr der Inflation in Verbindung mit einer Trendwende der Notenbankpolitik führten dazu, dass insbesondere Aktien- und Rentenanlagen starke Kursrückgänge hinnehmen mussten. Die Verunsicherung der Anleger führten zu einem Rückgang der Wertpapierumsätze im Vergleich zum außergewöhnlich guten Vorjahr – dem besten in der Geschichte der Raiffeisenbank. „Dennoch, Aktien gehören immer in ein ausgewogenes Anlageportfolio. Eines ist jedoch sehr wichtig: Wertpapiersparen muss mit einer langfristigen Anlageperspektive erfolgen. Gerade in unruhigen Zeiten sind kurzfristige starke Kursschwankungen üblich“, so der Vorstandssprecher. Infolge steigender Kapitalmarktzinsen wurde 2022 zunehmend auch wieder in festverzinsliche Wertpapiere investiert. Das Ansparen in Versicherungslösungen oder im Bausparen rundete die Palette im Vermittlungsgeschäft ab. Auch die Vermittlung von Immobilien steuerte zum Ergebnis bei.

Ertragslage:

„Der Rückgang der Zinsspanne auf 1,61% ist in der aktuellen Zinslandschaft nicht verwunderlich und wurde von uns in der Planung einkalkuliert. Das Wachstum im Kreditgeschäft hat entscheidend mit dazu beigetragen, die Folgen des herausfordernden Zinsumfelds zu kompensieren“, leitete Vorstand Claus Diehlmann die Betrachtung der Ertragszahlen ein. Die Provisionsspanne konnte das Institut mit 0,74% exakt auf Vorjahresniveau halten damit die Ertragsseite stabilisieren.

Die Verwaltungskosten sind in Relation zur Bilanzsumme gesunken. Absolut betrachtet sind zwar sowohl der Personal- als auch der Sachaufwand gestiegen, aber eben geringer als das Geschäftsvolumen. „Die Ausgabenseite wird immer stärker geprägt von den Anforderungen der Digitalisierung und der aufsichtsrechtlichen Erfordernisse. Hier haben wir in der Vergangenheit umfassend investiert. Zumindest für 2023 rechnen wir aufgrund der Inflation und der fusionsbedingten Ausgaben mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand“, erklärte der Vorstand. Die Abschreibungen bewegen sich auf gleichem Niveau wie im Vorjahr. Die Cost-Income-Ratio als geeignete Vergleichsgröße liegt bei 67 und damit auf einem zufriedenstellenden Niveau.

Als Betriebsergebnis vor Bewertung verbleiben 0,77%. „Das Zinsumfeld macht sich natürlich bei unserem Betriebsergebnis bemerkbar. Aufgrund dem starken Zinsanstieg geschuldeter Bewertungsänderungen bei den Eigenanlagen verringert es sich auf 0,66%. Wir können also das Eigenkapital wie erwartet und angemessen erhöhen“, resümierte Diehlmann. Die Gesamtkapitalkennziffer liegt bei deutlich über 17%. Damit ist die Bank gut kapitalisiert und verfügt über ausreichend Eigenmittel, um zukünftigen regulatorischen Vorschriften gerecht zu werden, den Mittelstand zuverlässig mit Krediten zu versorgen und möglichen Zusatzbelastungen im aktuellen und den folgenden Jahren entgegen zu treten.

Den 9.685 Mitgliedern wird auch für 2022 eine dem Geschäftsverlauf entsprechende Dividende in Aussicht gestellt. Diese wird aus einer Grunddividende plus dem Mitgliederbonus bestehen. Insgesamt sollen für 2022 somit insgesamt rund 3,00% auf die Geschäftsguthaben ausgeschüttet werden, erläuterte Diehlmann. Im Einzelfall können Mitglieder mit einer Dividende einschließlich des Mitgliederbonus von bis zu 11% erreichen „Eine überaus attraktive Rendite, die in unserem Geschäftsmodell begründet ist und auch Kundinnen und Kunden in jungen Jahren zu Mitgliedern machen sollte“, hofft Diehlmann. Über die Höhe der Dividende wird die Vertreterversammlung am 6. Juni beschließen.

Tradition und Innovation:

Ende des Jahres 2022 beschäftigte das Kreditinstitut 68 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon mehr als ein Viertel in Teilzeit. „Wir sind online gut aufgestellt, technisch auf dem neuesten Stand und im Umgang

mit digitalen Lösungen bestens qualifiziert. Dennoch: eine persönliche Beratung bei komplexen Themen und persönliche Erreichbarkeit sind unsere Pluspunkte“, so Diehlmann. Tradition und Innovation seien die Strategie in der Kundenansprache, aber auch innerhalb der verschiedenen Teams in der Bank, bekräftigte der Vorstand.

Verantwortung für Menschen und Region:

Über die reine wirtschaftliche Wertschöpfung hinaus leistete die Raiffeisenbank Ried eG auch im abgelaufenen Jahr ihren gesellschaftlichen Beitrag. „Als Heimatbank sind wir der Region und ihrer Menschen verbunden und sehen in der dauerhaften Förderung von Vereinen und Organisationen einen wichtigen Beitrag für Kultur, Bildung und Sport, insgesamt für unsere gesellschaftlichen Strukturen“, erläuterte die Bank. Die Spenden betrugen auch im vergangenen Jahr ca. 55.000 Euro und flossen insbesondere an gemeinnützige Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.

Ausblick: Morgen kann kommen

„Vor ziemlich genau einem Jahr schaffte der Beginn des Ukrainekrieges eine neue Realität. Die menschlichen Tragödien sind für meine Generation unvorstellbar, aber die Auswirkungen treffen uns mittlerweile alle“, stellte Frank Ohl fest. Die Energiekosten haben enorm zugelegt, die Inflation ist ungebrochen hoch und die Lieferkettenproblematik macht auch im südhessischen Ried keinen Halt. Weltweit flammt das Pandemiegeschehen immer wieder auf und sorgt für Unsicherheit. Dies ging und geht auch an den mittelständischen Unternehmen und den Verbrauchern nicht spurlos vorüber und macht Prognosen für das laufende Jahr schwierig. Ob die Trendwende am Zinsmarkt die Investitionsbereitschaft insbesondere im Wohnungsbau weiter hemmen wird, bleibt ungewiss. Der anhaltende Inflationsdruck zwingt die Europäische Zentralbank den Leitzins weiter anzuheben. Vor diesem Hintergrund wird bis in das erste Halbjahr 2023 hinein von steigenden Geldmarktzinsen ausgegangen, während sich am Kapitalmarkt das lange Ende der Renditestrukturkurve auf dem erreichten Level festsetzen dürfte. Der Anstieg der langfristigen Renditen hat bereits dazu geführt, dass die Nachfrage nach Darlehen, vor allem im Wohnungsbaugeschäft, auch in der Raiffeisenbank nachgelassen hat.

„Unser Kurs bleibt klar: Wir wollen weiterhin wachsen und wir wollen gesund wachsen. Dafür setzen wir uns auch im neuen Jahr mit aller Kraft ein“, betonten die Vorstände. Insgesamt rechnet das Kreditinstitut wiederum mit einem stabilen Geschäftsverlauf und guten Erträgen, die dann in die gemeinsame Bilanz mit der Volksbank Überwald-Gorxheimertal eG einfließen sollen.

Die Raiffeisenbank Ried eG und die Volksbank Überwald-Gorxheimertal eG wollen zukünftig als VR Bank Ried-Überwald eG eine dauerhaft leistungsfähige Heimatbank in der Region schaffen. Darin sehen sie die Antwort auf dynamische Veränderungen in der Bankenbranche, denen durch die Bündelung der Kräfte entgegengewirkt werden kann. Ein Zusammenschluss der beiden Häuser ermögliche es, Potentiale zu nutzen, digitale Kompetenzen auszubauen und die regionale Nähe sicher zu stellen. Insbesondere den zunehmenden regulatorischen Auflagen kann gemeinsam besser begegnet werden, die Kostenstruktur optimiert und so die Zukunftsfähigkeit der gemeinsamen Bank gesichert werden.

„Im Jahreswirtschaftsbericht 2023 erwartet die Bundesregierung, dass die deutsche Wirtschaft keinen schweren Einbruch erleben und sich spätestens in der zweiten Jahreshälfte allmählich erholen wird. Daher gehen auch wir weiterhin von einer stabilen Entwicklung in unserem Geschäftsgebiet aus, auch wenn
die Risiken zugenommen haben. Die vielen innovativen und hochflexiblen, familiengeführten Mittelstandsunternehmen bilden auch künftig die gute Basis für eine stabile Entwicklung unserer Bank“, bekräftigten die beiden Vorstände abschließend den eingeschlagenen Wachstumskurs.

von links Claus Diehlmann (Vorstandsvorsitzender), Frank Ohl (Vorstand)