Nach dem ersten vollen Geschäftsjahr als VR Bank Ried-Überwald eG blickt die Bank zufrieden auf die Entwicklung zurück. „Die Synergieeffekte der Fusion im Jahr 2023 stabilisierten unsere Ertragslage auf einem erfreulichen Niveau“, begrüßte Bankvorstand Claus Diehlmann die beim Bilanzgespräch am 6. März anwesenden Pressevertreter. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Frank Ohl und Dirk Jalowiky gab er Einblick in die erfolgreiche Entwicklung des Bankhauses mit Sitz in Bürstadt.
In einem sehr herausfordernden Umfeld mit Kriegen, geopolitischen Krisen, einem sich anbahnenden Zollwettbewerb und großer politischer Unsicherheit sind viele Menschen und Unternehmen verunsichert. Dies führt zu einer zögerlichen Konsum- und Investitionsbereitschaft, das ist kein gutes Umfeld, um als regional verankerte Bank spürbare Fortschritte zu erzielen.
Demnach entwickelte sich das Kreditgeschäft sehr verhalten, während gleichzeitig die angesparten Gelder auf Konten und Depots zulegten. „Unter dem Strich führte das Vertrauen unserer Mitglieder und Kunden in unsere VR Bank zu einem zufriedenstellenden Jahresergebnis. Wir bleiben ein sicherer Hafen in unsicheren Zeiten“, so Diehlmann einleitend.
„Zwei Prozent Plus in schwierigen Zeiten – ein gutes Ergebnis!“, konnte der Bankvorstand gleich zu Beginn seiner Ausführungen vermelden. Der Zuwachs entspricht guten 15 Mio. Euro und bringt die Bilanzsumme auf einen Wert von 738 Mio. Euro. So aufgestellt konnte die VR Bank Ried-Überwald eG ihre Position im Markt weiter ausbauen. Insgesamt betreut die Bank ein Kundenvolumen von 1.540 Mio. Euro. Dieses umfasst neben der Bilanzsumme auch die Bestände aus dem Vermittlungsgeschäft im genossenschaftlichen Finanzverbund und liegt ebenfalls mit 2 % im Plus.
Hohe Baukosten, langwierige Genehmigungsverfahren und hohe Zinsen erschwerten den Neubau von Wohnraum auch im Jahr 2024 erheblich. Politisch instabile Zeiten machten es zudem schwer, sich auf das „Projekt Eigenheim“ einzulassen, und das obwohl sich die Zinsen im Jahresverlauf zugunsten der Kreditnehmer entwickelten. „Die Zinsentwicklung ist noch nicht im Markt angekommen“, fasst Vorstand Frank Ohl die Lage zusammen. Auch im Mittelstand bei den Firmenkunden war die Zurückhaltung deutlich spürbar. Das Kreditvolumen liegt zum Jahresende bei 449,6 Mio. Euro und damit 2 % im Minus.
Trotz dieser schwierigen Ausgangslage konnten neue Darlehen in Höhe von 59 Mio. Euro bereitgestellt werden. Das entspricht dem Vorjahresniveau. „Wenn man bauen will, dann fragt man uns! Wir begleiten unsere Kunden durch den Genehmigungsdschungel und sind verlässlicher Finanzierungspartner vor Ort. Das schafft Vertrauen“, so die Bank selbstbewusst.
Das Einlagengeschäft überzeugte 2024 mit einem Wachstum von 2,7 %. Der Bestand an Kundeneinlagen lag zum Bilanzstichtag bei 595 Mio. Euro. Die Spareinlagen hielten das Niveau von 2023, während die Termineinlagen mit über 16 % zulegten. „Wir rechnen im Jahresverlauf mit einem weiteren Zinsrückgang bei den kurzfristigen Zinsen und empfehlen daher, den momentanen Zins längerfristig in Spareinlagen zu sichern“, gab Vorstandsmitglied Dirk Jalowiky zu bedenken. Insgesamt ist die Bank mit der Entwicklung der Kundeneinlagen sehr zufrieden.
Das Wertpapiergeschäft florierte und insbesondere im Bereich der Vermittlung von Fondsanlagen an die Union Investment konnten sehr gute Ergebnisse eingefahren werden. Ansparpläne bereits ab 25 Euro monatlich sind eine ideale Möglichkeit zum Vermögensaufbau bereits in jungen Jahren, auch als Ergänzung zur gesetzlichen Rente. Ein Rekord beim Provisionsergebnis aus der Vermittlung von Immobilien trug ebenfalls wesentlich zum Ergebnis im Vermittlungsgeschäft bei.
Die Zinsspanne ist zum zweiten Mal in Folge gestiegen und erhöhte sich auf 1,77 % bzw. 12,9 Mio. Euro. Die Provisionsspanne steht als konstante Größe mit 0,72 % auf der Ertragsseite.
Die Verwaltungskosten konnten in Relation zur Bilanzsumme auf 1,61 % gesenkt werden. Insbesondere die Sachkosten gingen aufgrund des Wegfalls fusionsbedingter Einmalkosten um 860.000 Euro zurück. Die Personalkosten konnten aufgrund von Ruhestandsregelungen um 180.000 Euro reduziert werden. Ebenfalls haben sich die sonstigen betrieblichen Aufwendungen mehr als halbiert und nochmals 150.000 Euro eingespart. Dies hat eine überaus positive Entwicklung der Cost-Income-Ratio zur Folge. Diese ist um 10 Punkte auf 64,2 gesunken. Damit erreicht diese Kennzahl den besten Wert der vergangenen 10 Jahre.
Demnach ist die Fusion nicht nur ein strategisch richtiger Schritt gewesen, sondern sie schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Den deutlichen Rückgang auf der Kostenseite verdankt die Bank dem Wegfall der fusionsbedingten Einmalkosten, aber auch vor allem der Realisierung von Synergieeffekten durch die Fusion.
Damit erzielte die VR Bank Ried-Überwald ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 0,90 % bzw. 6,6 Mio. Euro. Sehr geringe Bewertungsänderungen führten zu einem Betriebsergebnis nach Bewertung von 6,5 Mio. Euro, das sind 0,88 % der durchschnittlichen Bilanzsumme. Dieses Ergebnis ermöglicht eine spürbare Dotierung des Eigenkapitals in Höhe von aktuell 86,7 Mio. Euro.
Den 13.754 Mitgliedern soll für 2024 eine Grunddividende von 3 % plus Mitgliederbonus gezahlt werden. Über die Höhe der Dividende wird die Vertreterversammlung am 17. Juni beschließen.
Vor Ort von Mensch zu Mensch
Die VR Bank Ried-Überwald eG beschäftigt zum Jahresende 2024 mehr als 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Unsere Mit-arbeiter sind Zusammen-arbeiter und das merkt der Kunde“, so Vorstandssprecher Diehlmann. Fachkompetenz und schnelle Arbeitsabläufe können nur gewährleistet werden, wenn alle in eine Richtung denken. Die Bank könne durch diverse Benefits als attraktiver Arbeitgeber auftreten – „gelebt werden muss dies von innen heraus, von Mensch zu Mensch“ ergänzt Vorstand Ohl. Die Fusion habe den Mitarbeitern manche Extrameile abverlangt und diese hätten die Herausforderungen mit Bravour gemeistert. „Dafür danken wir ganz ausdrücklich und wir sind stolz auf unser Team“, so die Vorstände einstimmig.
Die persönliche Erreichbarkeit stellt die VR Bank weiterhin sicher. Sehr viele Kundinnen und Kunden der VR Bank legen nach wie vor großen Wert auf ein Gespräch vor Ort, insbesondere bei Beratungen. Daher ist ein Rückzug aus der Fläche keine Option für die Bank, solange der Kundenbedarf Investitionen in die Filialstruktur rechtfertigt. So wird bis Mitte 2025 die Filiale in Abtsteinach umfangreich renoviert. Ab Juli wird darüber hinaus aber auch ein modernes Kundenservicecenter in Betrieb genommen. Immer mehr Mitglieder und Kunden erwarten eben auch ein vollständiges Lösungsangebot an digitalen Leistungen für Standardbankgeschäfte. „Wir bieten digitale Kompetenz und bedienerfreundliche Anwendungen in Kombination mit hohen Qualitätsstandards in der Beratung“, fasst Vorstand Dirk Jalowiky die Anforderungen in der Kundenansprache zusammen.
Über alle Zielgruppen hinweg erfreut sich der „genossenschaftliche Klassiker“, die Mitgliedschaft, großer Beliebtheit. Lokal verankert, überregional vernetzt, ihren Mitgliedern verpflichtet, demokratisch organisiert und an genossenschaftlichen Werten wie Partnerschaftlichkeit, Verantwortung und Transparenz orientiert: von diesen Merkmalen profitieren Mitglieder der VR Bank und erhalten zudem eine attraktive Gesamtrendite von bis zu 8 % auf ihr Geschäftsguthaben. Zum Ende des Geschäftsjahrs 2024 tragen 13.754 Mitglieder die Bank als genossenschaftliche Eigentümer.
Über die wirtschaftliche Wertschöpfung hinaus leistete die Bank ihren gesellschaftlichen Beitrag. „Die dauerhafte Förderung von Vereinen und Organisationen liegt in der DNA einer Genossenschaftsbank, insbesondere wenn diese in einer langen Tradition steht und tief mit der Region verwurzelt ist, wie es bei unserer Bank der Fall ist“, ging Diehlmann auf die Aktivitäten jenseits des Bankschalters ein. Für Kultur, Bildung und Sport im Geschäftsgebiet stellte die VR Bank Ried-Überwald ca. 100.000 Euro zur Verfügung.
Ausblick
Im laufenden Jahr gilt es, dem privaten Wohnungsbau auf die Sprünge zu helfen und auch im Firmenkundenbereich wieder Wachstum zu generieren. Dabei muss auch der Spagat zwischen Wachstum und Risiko funktionieren. Die konjunkturelle Schwäche ist auch im Mittelstand angekommen und die Risikosituation im Kreditportfolio der Bank muss sorgfältig beobachtet werden.
Die Personalgewinnung gestaltet sich zunehmend schwierig. Schon bei der Besetzung von freien Praktikums-, Ausbildungs- oder Studienplätzen sinkt die Zahl der Bewerber. Den Fachkräftemangel spürt die Bank ebenso wie fast alle anderen Branchen der deutschen Wirtschaft. Verstärkt wird der Druck durch das altersbedingte Ausscheiden erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den nächsten Jahren.
Die zunehmende Digitalisierung und perspektivisch der Einsatz künstlicher Intelligenz ist nicht nur eine Herausforderung, sondern gleichzeitig auch Chance, um Abläufe schlanker zu gestalten. Dadurch können Personalressourcen geschont, die Prozesse beschleunigt und damit freie Zeiten für Gespräche und Beratungen mit Kunden gewonnen werden. Die Technik dient somit nicht dem Abbau von Arbeitsplätzen, sondern vielmehr der Schaffung freier Kapazitäten bei Mitgliedern, Kunden und nicht zuletzt auch beim Personal.
Als weitere Herausforderung nennt die Bank den „Dauerbrenner“ Regulatorik. Richtlinien, Gesetze, Verordnungen und Standards sollen für Stabilität sorgen, in der Realität kleiner Genossenschaftsbanken werden sie jedoch eher als Bremsklotz wahrgenommen. „Das können wir nicht ändern und es sollte uns auch nicht entmutigen. Daher bleibt unser Motto für 2025 bestehen: Mehr Mut zum Machen statt Freude am Verbieten“, beendet Vorstandssprecher Claus Diehlmann die Ausführungen zur Geschäftsentwicklung der VR Bank Ried-Überwald eG.